Erinnern, Begegnen, Verantwortung übernehmen

Woche der Erinnerung 2025: Stolpersteine putzen in Gronau

Im Rahmen der diesjährigen „Woche der Erinnerung“ haben sich erneut Schüler*innen unserer Schule an der Aktion „Stolpersteine putzen“ beteiligt. 

Schwarz-Weiß-Foto in Nahaufnahme: Eine Schüler*innen-Hand der Gesamtschule Gronau wischt am 4. November 2025 mit einem Tuch über mehrere Stolpersteine, sodass die Namen und Daten der jüdischen Opfer im Rahmen der Woche der Erinnerung wieder klar zu erkennen sind.
Schüler*innen machen die Inschriften der Stolpersteine während der Woche der Erinnerung wieder gut lesbar

In Vorbereitung auf den Jahrestag der Novemberpogrome vom 9. auf den 10. November 1938 reinigten Schüler*innen der Jahrgänge 9 und 10 am Dienstag, dem 4. November 2025, die Stolpersteine der Familien Weyl in der Pumpenstraße sowie der Familie Lion in der Bahnhofstraße. Mit Schwämmen, Tüchern und Politur wurden die Messingplatten sorgfältig gesäubert, bis Namen, Lebensdaten und Deportationsorte wieder klar lesbar waren. So entstand im Straßenbild ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerungskultur in der Stadt.

Schwarz-Weiß-Foto: Sieben Stolpersteine für Mitglieder der jüdischen Familie Weyl sind im Gehweg eingelassen; die Messingplatten tragen Name, Geburtsjahr, Deportationsort und Todesdatum der ermordeten Jüd*innen.
Stolpersteine der jüdischen Familie Weyl in Gronau

Die Stolpersteine erinnern an jüdische Gronauer Bürgerinnen, die entrechtet, verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Durch die praktische Arbeit am konkreten Ort setzten die beteiligten Schüler*innen ein klares Zeichen für Respekt, Menschenwürde und Zivilcourage – weit über den Klassenraum hinaus.

Eine kleine Gruppe von fünf Schüler*innen der 9./10. Klasse und zwei Lehrkräften der Gesamtschule Gronau steht in Winterkleidung in einem Hauseingang in der Innenstadt, blickt in die Kamera und nimmt im Rahmen der Woche der Erinnerung 2025 am Projekt „Stolpersteine putzen“ teil.
Schüler*innen der 9. und 10. Klasse der Gesamtschule Gronau mit zwei Lehrkräften nach dem Stolpersteine-Putzen in der Gronauer Innenstadt (Woche der Erinnerung 2025)

Begegnung mit jüdischem Leben: Besuch der Synagoge in Enschede

Eine große Gruppe von Schüler*innen des 9./10. Jahrgangs der Gesamtschule Gronau steht gemeinsam mit zwei Lehrkräften auf der Rasenfläche neben der Synagoge in Enschede; hinter ihnen sind ein kahler Baum, die Backsteinmauer der Synagoge und Wohnhäuser mit roten Dächern zu sehen.
Schüler*innen des 9. und 10. Jahrgangs gemeinsam mit Herrn Uhlenbrock und Herrn Kampmann im Garten der Synagoge in Enschede
Eine Lehrkraft und mehrere Schüler*innen des 9./10. Jahrgangs der Gesamtschule Gronau stehen an einer Straße und blicken auf die große Kuppel-Synagoge in Enschede.
Schüler*innen des 9./10. Jahrgangs der Gesamtschule Gronau vor der Synagoge in Enschede
im Inneren der Synagoge: Ein älterer ehrenamtlicher Mitarbeiter mit Kippa spricht vor einer Gruppe von Schüler*innen des 9./10. Jahrgangs der Gesamtschule Gronau, die aufmerksam zuhören; im Hintergrund hängt eine große hebräische Inschrift an der Wand.
Unsere Schüler*innen lassen sich in der Synagoge in Enschede von einem Ehrenamtlichen führen

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte, religiöser Praxis und der lokalen Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus. Schüler*innen der Jahrgänge 9 und 10 besuchten dazu am 13. November 2025 die Synagoge im niederländischen Enschede.
In kleinen Gruppen führten ehrenamtliche Mitglieder der jüdischen Gemeinde die Schüler*innen durch die Synagoge und erläuterten den Aufbau des Innenraums mit Toraschrein, hebräischen Inschriften und liturgischen Gegenständen. Anhand einer Nachbildung der Torarolle und hebräischer Gebetbücher wurde die Bedeutung von Tora und Gottesdienst im Judentum deutlich. Zugleich kamen die Geschichte der Gemeinde, die Verfolgung im Nationalsozialismus und Formen von Antisemitismus zur Sprache.
Der Besuch half dabei, die Verfolgung jüdischer Menschen im Nationalsozialismus mit konkreten Orten, Biografien und der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Enschede zu verbinden. Im Anschluss nutzten die Schüler*innen die verbleibende Zeit in Enschede, um Eindrücke zu vertiefen und das Erlebte im Gespräch miteinander zu reflektieren.

Ein älterer Ehrenamtlicher mit Kippa sitzt vor dem Toraschrein der Synagoge in Enschede und hält eine geöffnete Nachbildung einer Torarolle mit mehreren Spalten hebräischen Textes in den Händen, während davor Schüler*innen der Gesamtschule Gronau sitzen.
Nachbildung einer Torarolle – zentraler Text des Judentums und Grundlage des Gottesdienstes in der Synagoge in Enschede.
Eine Schülerin der Gesamtschule Gronau sitzt auf einem Stuhl in der Synagoge, hält ein geöffnetes Buch mit hebräischem Schriftbild in den Händen und liest darin, während neben ihr eine weitere Person gestikulierend etwas erklärt.
Eine Schülerin betrachtet ein hebräisches Gebetbuch während des Synagogenbesuchs.
Zwei Schüler des 9./10. Jahrgangs mit Kippa auf dem Kopf sitzen an einem Holztisch in der Synagoge in Enschede und blättern in einem Gebetbuch, neben ihnen steht ein Menora-Leuchter, hinter ihnen leuchten große, farbige Glasfenster.
Besuch der Synagoge in Enschede

Christliche Minderheiten im Nahen Osten: Besuch der syrisch-orthodoxen Kirche in Gronau

Eine zusätzliche Perspektive eröffnete der Besuch der syrisch-orthodoxen Kirche in Gronau. Am 20. November 2025 setzten sich Schüler*innen der Jahrgänge 9 und 10 dort mit der Situation christlicher Minderheiten im Nahen Osten auseinander.

In der reich bemalten syrisch-orthodoxen Kirche in Gronau steht die Schülerin Hala mit weißem Spitzenschleier vor dem Altar und spricht zu den auf Kirchbänken sitzenden Schüler*innen des 9./10. Jahrgangs, die teilweise ebenfalls Schleier tragen; im Hintergrund sind Kreuz, Ikonen und Kerzen zu sehen.
Schülerin Hala führt die Schüler*innen des 9./10. Jahrgangs in der syrisch-orthodoxen Kirche in Gronau in Liturgie und Tradition christlicher Minderheiten im Nahen Osten ein (20.11.2025)
Im Garten der syrisch-orthodoxen Kirche in Gronau steht die Schülerin Hala mit weißem Spitzenschleier und einem Blatt Papier in der Hand und spricht; hinter ihr befindet sich das steinerne Mahnmal „Sayfo Syriac Genocide“, das mit Kreuzsymbol und mehrsprachiger Inschrift an den Genozid an rund 500.000 Aramäer*innen im Jahr 1915 erinnert.
Vor dem Mahnmal „Sayfo 1915“ erinnert Hala an den Genozid an über 500.000 Aramäer*innen im Osmanischen Reich.

Vorbereitet und begleitet wurde der Besuch von der Schülerin Hala aus dem 9. Jahrgang, die selbst der syrisch-orthodoxen Gemeinde in Gronau angehört. Sie führte die Gruppe durch die Kirche, erklärte den Aufbau des Altarraums und gab Einblicke in Gottesdienst, Symbole und die Bedeutung der aramäischen Sprache für die Gemeinde. So wurden Glaubenspraxis, Sprache und kulturelle Traditionen einer Minderheit sichtbar, die für manche Schüler*innen bisher eher abstrakt war, für andere jedoch zum eigenen Familien- und Alltagsleben gehört.
Vor dem Eingang der Kirche machte Hala am Mahnmal „Sayfo 1915“ deutlich, dass der Genozid an über 500.000 Aramäer*innen im Osmanischen Reich sowie die Erfahrungen von Verfolgung, Flucht und Neuanfang bis heute in vielen Familiengeschichten der Gemeinde präsent sind.


Vor einer großen Heiligenikone in der syrisch-orthodoxen Kirche in Gronau steht die Schülerin Hala mit Spitzenschleier und einem Blatt Papier neben einem Mitschüler, der ein goldenes Weihrauchfass an langen Ketten hochhält und in der anderen Hand ein kleines Gefäß trägt; gemeinsam zeigen sie der Schüler*innengruppe liturgische Gegenstände des Gottesdienstes.
Hala und ein Mitschüler erklären mit einem Weihrauchfass die Bedeutung der liturgischen Zeichen in der syrisch-orthodoxen Kirche

Was „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ für uns bedeutet

Projekte wie das Putzen der Stolpersteine in Gronau, der Besuch der Synagoge in Enschede und der Besuch der syrisch-orthodoxen Kirche zeigen, wie sich Schüler*innen vor Ort mit Geschichte, Religion und aktuellen Formen von Ausgrenzung auseinandersetzen.
Das Engagement im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ macht diesen Schwerpunkt sichtbar und bietet einen verbindenden Rahmen: Erinnerung an die Opfer von Gewalt und Verfolgung, Begegnung mit jüdischem Leben und mit christlichen Minderheiten sowie die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung gehören dabei zusammen. Ziel dabei ist es, hinzuschauen, Fragen zu stellen und Verantwortung zu übernehmen – in der Schule, in Gronau und darüber hinaus.